Beziehung - Ständig Streit

Beziehung - Ständig Streit

Beziehung - Ständig Streit

Hintergrund

Der hier im Groben geschilderte Fall zeigt typische Konfliktthemen an, mit denen Paare konfrontiert sind und eine Paartherapie aufsuchen.

Erstgespräch

Als Herr und Frau S. (35 und 37 Jahre alt) meine Praxis betraten, schilderten sie folgendes Problem:
Frau S. erzählte, dass sie seit über 5 Jahren verheiratet seien und zwei kleine Kinder hätten.

Er arbeite in Vollzeit als Maschinenbauingenieur, sie arbeite kindererziehungsbedingt in Teilzeit. Damit sei sie überhaupt nicht glücklich, aber es sei „niemand da, um mich zu entlasten“. Sie wünsche sich auch in Vollzeit zu arbeiten und ein bisschen Freizeit zu genießen. Aber im Moment seien die haushaltlichen Verpflichtungen zu viel für sie und die Kinder forderten zudem enorm viel Aufmerksamkeit von ihr. Sie erwarte, dass ihr Mann sich mehr einbringe. Ständig müsse er Überstunden machen, sei nie da, wenn sie ihn brauche. Sie müsse ihm allem hinterherrennen, ihn ständig erinnern, was er zu erledigen habe.

Er lasse alle seine Sachen in der ganzen Wohnung liegen und sie müsse ihm hinterherräumen. Sie habe die Kindererziehung komplett allein übernommen. Oft fühle sie sich wie ein Kindermädchen. Alle verlangen etwas von ihr (die Kinder, der Mann), sie aber habe nie Zeit sich um sich, ihre Arbeit, ihre Freunde zu kümmern, sagte sie seufzend. Sie fragte sich, ob die Ehe mit ihm eine gute Entscheidung war.

Herr S. schilderte, dass die Stimmung zu Hause „nicht gut“ sei. Seine Frau „nörgele ständig“ an ihm herum und habe immer etwas an ihm auszusetzen. Er könne in ihren Augen nie etwas richtig machen. Er sei von ihr „schon richtig genervt“, so dass er freiwillig und ohne konkreten Bedarf länger in der Arbeit bliebe.

Auch im Bett klappe es schon lange nicht mehr so wie einst. Sie stoße ihn immer ab, wenn er sich ihr körperlich annähere. Von einer Ehe erwarte er mehr, manchmal frage er sich, ob sie überhaupt noch eine Beziehung führten.

Symptome

Beziehungsstress kann zu körperlichen wie psychischen, sexuellen Beschwerden führen. Die Symptome sind interindividuell und von Paar zu Paar verschieden.

In jedem Fall ist vor dem Beratungsgespräch ärztlich abzuklären, ob die Symptome eine medizinische Ursache haben könnten.

Beispielhafte Symptome (nicht abschließend), die auftreten können:

Ziel der Beratung: Wiederherstellung der Positivität und Erhöhung von Kompetenzen im Bereich der Kommunikation und Problemlösung

Auf meine Frage, was beide von einer Paartherapie bei mir erwarten, antworteten sie, dass der ständige Streit und die Eskalation ein Ende haben sollen. Auch wünschen sie wieder mehr Zärtlichkeit, Liebe und sexuelle Lust füreinander zu empfinden. Frau S. wünsche, dass sich Herr S. mehr in die Familienarbeit einbringe.

Weiteres Vorgehen (Auszug):

Information und Beratung sind immer ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung.
Daher habe ich dem Paar zunächst die verschiedenen Etappen und Methoden der hier zu wählenden Vorgehensweise erläutert.

Da die Partner schnell aufeinander losgehen und es aus einer anfänglich banalen Angelegenheit schnell zu einer Eskalation kommt, wurde zuerst damit begonnen, eine Grundpositivität herzustellen. Mit kleinen Wunscherfüllungen und Gefälligkeiten wurde nicht nur positives Verhalten des Partners installiert, sondern negatives Verhalten reduziert.

„Du machst mich krank!“

Beziehungsstress kann krank machen. Die körperlichen, psychischen und sexuellen Probleme sollten in jedem Fall medizinisch vorher abgeklärt werden. Nachdem eine medizinische Ursache ausgeschlossen werden konnte, begannen wir, die ursächlichen Probleme (Gewohnheiten, fehlende Zusammenarbeit im Alltag, sexuelle Unlust) zu besprechen. Dabei war es wichtig, zunächst eine angemessene Kommunikationskultur herzustellen. Mit Sprecher- und Zuhörerregeln konnten Kommunikationsfehler wie zum Beispiel Generalisierungen (immer, nie), attackieren und Forderungen nach Verhaltensänderung nach und nach vermieden werden.

Dem Partner empathisch begegnen, geduldig und verständnisvoll zuhören, Wertschätzung zu zeigen sind wichtige Grundvoraussetzungen für das dann folgende Problemlösetraining, in dem beide Partner lernten, wie sie mit Alltagsproblemen umgehen sollten.

Beziehung - Ständig Streit

Ergebnisse

Herr B. stand der Paartherapie zunächst sehr skeptisch gegenüber, konnte sich aber aufgrund der hohen Motivation seiner Frau und Ihrer eindringlichen Bitte darauf einlassen.

Nach 5 Sitzungen berichteten beide Partner einstimmig, dass es friedlicher zuhause geworden sei. Auch fühlten sie sich wertgeschätzter. Zudem hätten beide Partner das Gefühl, dass der andere sich einbringe und ihm die Ehe wichtig sei. Nach insgesamt 10 Sitzungen konnte ein vorläufiges Fazit auch zu dem Problemlösetraining gezogen werden. Beide einigten sich auf feste Zeiten, an denen gemeinsam zu Abend gegessen wird.

Zusätzlich vereinbarten sie, dass jeder von ihnen einmal die Woche zu einer bestimmten Zeit die Betreuung der Kinder übernehme, damit der jeweils andere Elternteil seinem Hobby nachgehen könne. Durch die (Wieder-) Aufnahme eigener Freizeitbeschäftigungen schafften beide einen Ausgleich von beruflicher und familiärer Arbeit. Gleichzeitig fühltensie sich in ihrer Unabhängigkeit und Selbstständigkeit gefördert, was sie als enorme Verbesserung ihrer psychischen Verfassung und ihres persönlichen Wohlbefindens empfänden.

Gleichzeitig merkten sie an, dass nicht alle Alltagsprobleme gelöst seien, aber sie von nun wüssten, wie sie sie ohne therapeutische Hilfe bewältigen können und auf mich zurückkommen, sobald es wieder anfängt zu „kriseln“.

Weiterführender Tipp:

Wenn Sie zusammen mit Ihrem Partner an der Verbesserung und Stärkung ihrer Beziehung arbeiten, partnerschaftsrelevante Kompetenzen erlernen und in einer Gruppe von gleichgesinnten Partnern von deren Erfahrungen profitieren möchten, empfehle ich Ihnen das Hold Me Tight-Programm.

Abschließendes Fazit

Viele Menschen haben von einer langjährigen Beziehung die Erwartung, dass ihre Liebe und ihre sexuelle Lust auf den Partner immer gleich bliebe. Diese unrealistischen romantischen Vorstellungen führen dazu, dass man bei Schwierigkeiten und Problemen schnell die Qualität der Beziehung hinterfragt und als Hinweis für das Scheitern der Partnerschaft sieht.

Oft leidet auch die Sexualität darunter. Das Bedürfnis nach Sexualität ist von Mensch zu Mensch verschieden. Reduziertes sexuelles Verlangen ist nicht grundsätzlich pathologisch. Die Schwierigkeiten, die dabei auftreten, wenn die sexuellen Wünsche beider Partner stark abweichen, gilt es zu lösen und eine gemeinsame Schnittmenge zu erreichen.

Eine wichtige Voraussetzung für eine glückliche langfristige Partnerschaft ist ihre kontinuierliche Pflege. Gelingt diese nicht und suchen Streitereien und wie so oft letzten Endes Trennungsgedanken das Paar heim, ist es ratsam sich professionelle paartherapeutische Hilfe zu holen.

Paartherapie hat in der Behandlung von Partnerschaftsstörungen längst einen anerkannten und wichtigen Stellenwert eingenommen. Die Wirksamkeit der Paartherapie ist empirisch nachgewiesen. Daher sollten Paare nicht erst eine professionelle Paartherapie aufsuchen, wenn es fast schon zu spät ist.

Wichtiger Hinweis:

Dieser Fallabriss stellt nur eine abstrakte und grobe Veranschaulichung eines Beratungsablaufs dar und spiegelt nicht die ausführliche, vollständige und individuelle Beratung bei mir wider.

Er dient ausschließlich Ihrer Information und Orientierung und soll weder zur Selbstdiagnose noch zur Selbstbehandlung auffordern. Ähnlich gelagerte Fälle bei Ihnen sollten Sie daher nicht bei sich oder bei Dritten übertragen. Insbesondere ersetzen die Inhalte auf dieser Seite niemals eine individuelle fachlich qualifizierte Beratung.